Weiterhin nur eingeschränkte Information über Reifeneigenschaften.
Am 1. Mai 2021 tritt eine neue Verordnung zur Reifenkennzeichnung ("Reifenlabel") in Kraft. ÖAMTC-Experte Friedrich Eppel fasst die Änderungen zusammen.
ÖAMTC-Reifenexperte Friedrich Eppel
"Zu den bisherigen Angaben über Rollwiderstand, Nasshaftung und externes Rollgeräusch kommen Infos über die Eignung bei Schnee- bzw. auf Eisfahrbahn. Die Relevanz dieser Zusatzinfos ist in der Praxis allerdings überschaubar - ersteres ist durch das Schneeflocken-Symbol ohnehin direkt am Reifen ersichtlich, zweiteres wird man eher auf Reifen für Nordeuropa finden."
Grundsätzlich begrüßt der Mobilitätsclub selbstverständlich jede Maßnahme, die Kunden bei ihrer Kaufentscheidung unterstützt. Konsumenten sollten allerdings bedenken, dass das Label weiterhin maximal ein grober Anhaltspunkt sein kann, weil es nur über einige wenige Reifeneigenschaften informiert. Zum Vergleich: Die Reifentests des ÖAMTC und seiner Partner bewerten bei Sommerreifen zwölf und bei Winterreifen 17 Eigenschaften. Kritisch sieht Eppel außerdem, dass es den Herstellern weiterhin zu leicht gemacht wird, bessere Labelklassen zu erreichen: "Eine entsprechende Verschärfung oder die Festlegung von Klassen, die besser als 'A' sind, z. B. 'AA' oder 'A+', waren im Vorfeld geplant. Beides ist nun aber nicht mehr in der Verordnung zu finden, im Gegenteil: Das Label umfasst künftig nur fünf Klassen, Pkw-Reifen die bisher mit 'E' oder 'F' bewertet wurden, rücken eine Stufe auf. Das bedeutet, dass diese schwächeren Modelle dem Konsumenten sogar besser erscheinen als derzeit." Immerhin ist in der Verordnung eine Möglichkeit festgelegt, die Reifenleistungsklassen zu überarbeiten.
Gute Ansätze – dennoch informieren nur unabhängige Reifentests umfassend
Positiv ist für den ÖAMTC-Experten hingegen, dass die Verordnung größeres Augenmerk auf die bessere Sichtbarkeit des Labels für den Konsumenten legt: Sowohl im klassischen als auch im Internet-Handel wurden die Anforderungen zur Kennzeichnung aktualisiert und jeder Reifen muss in einer Datenbank registriert sein.
"Ein guter Ansatz ist außerdem, künftig auch die Laufleistung am Label abzubilden – immerhin ist das für Umwelt und Wirtschaftlichkeit ein wichtiger Aspekt", hält Eppel fest. "Noch ist allerdings unklar, wie das umgesetzt werden kann, denn ein für das Reifenlabel geeignetes, realitätsnahes Prüfverfahren ist noch in Entwicklung. Ein solches Verfahren muss z. B. kostengünstig sein, um den Reifenpreis für Konsumenten nicht zu erhöhen."
Letztlich bleibt der Informationsgehalt des Reifenlabels zum Zeitpunkt der Einführung, also ohne Information über das Verschleißverhalten, trotz neuer Verordnung auf dem gleichen Niveau wie bisher. Umfassende Informationen bekommen die Konsumenten damit weiterhin nur über unabhängige Reifentests (z.B. des ÖAMTC und seiner Partner).
Comments